Ein praxisnaher, wissenschaftlich fundierter Leitfaden für kleine Marken, Handmade-Unternehmen, Online-Shops und Manufakturen.
Warum 2026 das Jahr der bewussten Preisgestaltung wird
Viele Unternehmerinnen spüren es bereits: Die Preisentscheidungen der letzten Jahre funktionieren so nicht mehr. Materialpreise haben sich verändert, Konsument:innen kaufen selektiver, die Konkurrenz wird größer – und gleichzeitig steigen die Anforderungen an Qualität, Markenauftritt und Service.
Die gute Nachricht:
2026 ist das Jahr, in dem Preiswissen und eine klare Preisstrategie mehr bewirken können denn je.
Marktforschungsinstitute wie McKinsey, Deloitte und PwC zeigen übereinstimmend:
Kund:innen kaufen heute weniger, aber hochwertiger. Sie achten bewusster darauf, wofür sie ihr Geld ausgeben, und bevorzugen Produkte, die:
- langlebig
- hochwertig
- werteorientiert
- sinnvoll positioniert sind.
Diese Entwicklung nennen Expert:innen Selective Spending oder Premiumisierung. Das bedeutet:
Niedrige Preise sind nicht automatisch ein Vorteil – ein klarer, wertorientierter Preis ist oft wirksamer.
Warum viele Unternehmerinnen 2026 ihre Preise neu denken müssen
Mehrere Trends machen eine Neubewertung der Preise unvermeidbar:
Kosten haben sich erheblich verändert
Material, Energie, Verpackung, Versand, Plattformgebühren, Software und Löhne sind in den letzten Jahren gestiegen. Viele Marken haben ihre Preise nicht im gleichen Maß angepasst.
Konsument:innen werden selektiver
Studien zur Verhaltenspsychologie (z.B. Kahneman) zeigen: Käufe sind stark emotional, aber bewusster als noch vor wenigen Jahren. Kund:innen fragen stärker: Passt das zu meinen Werten? Ist der Preis fair? Ist das Produkt hochwertig?
Konkurrenz nimmt zu
Etsy, Dropshipping-Anbieter und günstige Importe schaffen Vergleichsdruck. Umso wichtiger ist eine klare Marke und eine professionelle Preisgestaltung – nicht „billiger sein“.
Rabattstrategien der letzten Jahre wirken nach
Viele Unternehmen haben durch Rabatte und Aktionen das eigene Preisniveau verwässert. 2026 braucht wieder klare Regeln und Stabilität.
Häufige Preisfehler, die jetzt korrigiert werden müssen
Viele Unternehmerinnen wissen nicht, dass ihre Preise zu niedrig sind, weil das Problem erst im Gesamtbild sichtbar wird. Die typischen Fehler sind:
Preisfehler 1: Bauchgefühl statt Kalkulation
Viele Preise entstehen nach dem Prinzip „Fühlt sich richtig an“ oder „Was andere nehmen“.
Das führt zu unterdeckten Preisen – oft unbemerkt.
Preisfehler 2: Materialkosten wurden aktualisiert, der Verkaufspreis nicht
Ein Klassiker: Rohstoffe werden teurer, der Preis bleibt gleich.
Ergebnis: schwindender Deckungsbeitrag.
Preisfehler 3: Fixkosten werden unterschätzt
Software-Abos, Tools, Buchhaltung, Marketing, Löhne, Maschinen – all das muss über die Produkte getragen werden.
Preisfehler 4: Der Unternehmerlohn wird nicht realistisch eingeplant
Viele Unternehmerinnen setzen für sich selbst ein viel zu geringes Einkommen an.
Das führt zu Preisen, die wirtschaftlich niemals tragfähig sind.
Preisfehler 5: Rabattaktionen ohne Deckungsbeitragsprüfung
Jede Aktion, jeder Sale, jeder 10%-„Ich-gehe-nochmal-runter“-Rabatt kann Verluste erzeugen.
Jetzt ist die Zeit für ein klares, professionelles Preissystem.
Preisbenchmarks 2026: Was du wissen solltest
Auch wenn Benchmarks immer branchenabhängig sind, zeigen Studien (McKinsey, PwC, Deloitte) folgende Entwicklungen:
1. Qualität schlägt Quantität
Kund:innen kaufen seltener, aber bewusst höherwertige Produkte.
Sie investieren mehr in:
- Handarbeit
- Nachhaltigkeit
- Marken mit klarer Botschaft
- langlebige Produkte
2. Niedrigpreisstrategien funktionieren schlechter
Da Käufer:innen selektiver werden, gewinnen Marken, die über Werte statt Preise verkaufen. Produkte im Niedrig- und Mittelpreissegment erleben immer größere Konkurrenz und gleichzeitig einen Nachfragerückgang.
3. Premiumisierung nimmt zu
Viele Branchen erleben eine Verschiebung Richtung höherwertige Angebote.
4. Preise müssen die Realität abbilden
Fixkostenanteile sind höher als je zuvor – aber viele Preise spiegeln das nicht wider.
Die 3 zentralen Preisfragen, die du 2026 beantworten musst
Bevor du Preise neu setzt, musst du drei Kernfragen klären:
Frage 1: Deckt mein Preis meine Kosten – inklusive Fixkosten und kalkulatorische Kosten?
Das ist die Basis für eine nachhaltige Preisuntergrenze.
Frage 2: Spiegelt mein Preis meine Positionierung wider?
Wenn du hochwertige Produkte verkaufst, muss der Preis diese Botschaft tragen.
Frage 3: Wie reagiert meine Zielgruppe auf Preisveränderungen?
Diese Frage wird oft überschätzt:
Viele Unternehmerinnen denken, ihre Kund:innen seien preissensibler, als sie sind.
Studien zeigen jedoch, dass Menschen wertsensibel, nicht preissensibel sind.
Klare Spielregeln für erfolgreiche Preisanpassungen 2026
Damit deine Preisstrategie tragfähig wird, brauchst du klare Leitlinien:
1. Beginne immer mit der Kalkulation
Eine fundierte Kalkulation – das ist das Fundament.
Ohne Kalkulation ist jede Preiserhöhung oder -senkung eine Schätzung.
2. Definiere deine Preisstrategie
Es gibt viele Strategien – Premium, Skimming, Penetration, Niedrigpreis, Mittel- bzw. Normalpreis. Die Strategie ist die Basis für jede Preis- und Rabattentscheidung.
3. Nutze Preispsychologie bewusst
Preispsychologie ist wissenschaftlich untersucht und hilfreich bei:
- Preisakzeptanz
- Wertwahrnehmung
- Orientierung im Sortiment
- Kundenführung
Ankereffekt, glatte Preise, 9er Preise, Framing – alles wichtige Bausteine
4. Kommuniziere Preisanpassungen fair
Du musst dich nicht rechtfertigen. Aber du musst transparent und klar sein.
Manchmal reicht einfach: „Ab 01.03. passen wir unsere Preise an.“
Manchmal braucht es mehr – je nach Zielgruppe, Branche und Kundenbeziehungen.
5. Reduziere Rabatte – und wenn, dann strategisch
Rabatte sind kein Marketing-Konzept, sondern ein preisstrategisches Instrument. Sinnvolle Einsatzbereiche:
- Restbestände
- Neukundenaktionen
- limitierte Zeiträume
Aber niemals:
„Ich brauche Umsatz, also mache ich Rabatt.“
6. Prüfe regelmäßig dein Sortiment
Produkte mit negativem Deckungsbeitrag gehören nicht ins Sortiment –
es sei denn, sie erfüllen einen strategischen Zweck (Selten!).
7. Plane Preis-Reviews ein
1–2 Preisüberprüfungen pro Jahr sind Pflicht. Das schützt vor:
- schleichenden Verlusten
- falsch positionierten Produkten
- verwässerten Preisstrukturen
Woran du erkennst, dass dein neues Preisniveau funktioniert
Nach der Anpassung solltest du folgende Fragen prüfen:
- Steigt dein Deckungsbeitrag?
- Bleibt die Conversion stabil oder verbessert sich?
- Wirkt deine Marke klarer positioniert?
- Ist deine Arbeitslast wieder tragbar?
- Fühlst du dich sicherer in Preisgesprächen?
- Trägt jedes Produkt die Fixkosten mit?
Das alles sind eindeutige Zeichen:
Deine neue Preisstrategie funktioniert.
Fazit: 2026 wird das Jahr der professionellen Preisgestaltung
Preise sind kein Bauchgefühl – sie sind ein strategisches Instrument, das den Erfolg deines Unternehmens beeinflusst wie kaum etwas anderes.
2026 lebt von:
- bewussten Entscheidungen
- klaren Strategien
- fundierter Kalkulation
- psychologisch wirksamer Präsentation
- authentischer Kommunikation
Wer seine Preise professionalisiert, arbeitet stabiler, verdient mehr und ist unabhängiger von Aktionstagen, Trends und Konkurrenz.
Du bestimmst den Wert deiner Arbeit – nicht der Markt.
Und genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt, deine Preise neu auszurichten.



